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Dirk Lotze
Jan 22, 2020
Jan Morgan und Jade Madani (v. li.) verteilen Thesen zur nachhaltigen Entwicklung an Kunstwerken im Stadtgebiet. Das Projekt soll Gespräche auslösen. Drehpunkt ist die Agenda 2030 der Vereinten Nationen.
Wuppertal. Ihre Aktion hatten sie umfangreich vorbereitet und am Dienstagabend (21. Januar 2020) mit einer schlichten E-Mail-angekündigt. Nur Stunden später folgte die Ausführung: Am frühen Mittwochmorgen verteilten die Wuppertaler Unternehmens- und Politik-Berater Jan Morgan und Jade Madani Schilder und Banner mit 17 Thesen zur nachhaltigen Entwicklung an Skulpturen und wichtigen Stellen im Stadtgebiet. Von Elberfeld bis Barmen legten sie Wuppertaler Figuren aktuelle Aussagen in den Mund: Engels zur Zukunft der Arbeit, das Hausierer-Original Husch Husch zum Hunger - und die Romanfigur Mina Knallenfalls zur Selbstbestimmung von Frauen und Mädchen.
Ihre Zitat-Zuschreibungen nennen die beiden Unternehmer "Sprechblasen", ihr Projekt eine "Guerilla-Aktion": "Wir laufen so oft an diesen Kunstobjekten vorbei. Dabei vergessen wir, dass sie mit uns kommunizieren", sagt Jan Morgan. Das solle die Aktion sichtbar machen. Madani und Morgan betreiben ein Ladenlokal als "Strategiestudio" mit geräumigem Besprechungstisch an der Simonsstraße am Arrenberg. Über die Zitat-Schilder sagt Madani: "Wir wollen zeigen, dass man Weltpolitik einer lokalen, bereiten Masse an Menschen spektakulär und ressourcenschonend näherbringen kann." Sie könnten mit einfachen Mitteln Leute erreichen, die weder in den sozialen Netzwerken aktiv sind, noch eine Verbindung zu Politik haben und vielleicht nicht einmal wählen gehen. Und sie könnten bei den Adressatinnen und Adressaten Gespräche auslösen. In diesem Fall zu 17 Zielen der Nachhaltigkeit, beschlossen 2015 von den Vereinten Nationen - die "Agenda 2030": Armut beenden, gesundes Leben gewährleisten, Bildung fördern und Lernen ermöglichen. Die Liste umfasst die Bereiche Soziales, Wirtschaft und Ernährung.
Passanten posten ihre Fotos von den Figuren an Bekannte
Viel gelernt hätten sie über Schnüre, Klebeband und die Tücken der Befestigung, sagen die Initiatoren. Schon zum Mittag hatten sie eine Fülle von Rückmeldungen erhalten: Reihenweise Digitalfotos mit den Figuren - aufgenommen fast wie Sammelbilder. "Leute fotografieren das und posten es an ihre Freunde", sagt Madani. Betrachterinnen und Betrachter würden ihnen ihre Gedanken schreiben oder von Gesprächen erzählen. Auch skeptische Stimmen gebe es, wenn jemandem ein Teil der Aktion missfiel. Madani und Morgan sagen, sie hätten zeitweise zugeschaut, wie Passantinnen und Passanten reagieren und die Plakate genauer untersuchen. Lehrreich sei das gewesen: "Wir können Leute für spannende Themen der Politik begeistern." Auf die Umgebung hätten sie jeweils Rücksicht genommen: Am historischen Zentrum sei der Ton nachdenklicher, in den Fußgängerzonen direkter. Man merkt: Spaß hat die Aktion auch gemacht. Und ja, die nächsten Projekte kämen bestimmt.